Gedenkstättenfahrt nach Hadamar

Eine besondere Zeitreise ohne Spezialeffekte, aber mit großem Erinnerungspotential.

Nein, unsere Schüler*innen müssen nichts aufarbeiten. Sie haben nichts verbrochen, nichts durch Mitläufertum unterstützt und auch nichts verschwiegen. Man muss ihnen nicht die Stätten des Grauens als Pflichtveranstaltung verkaufen. Aber man kann Ihre Neugierde wecken und stillen, ihre Emphatiefähigkeit nutzen, ihre Netzwerkkompetenz mit Dankbarkeit annehmen und sich darauf verlassen, dass sie etwas Mega Wichtiges mitnehmen und in die Welt tragen.

Die Erkenntnis, dass die Grauen des Nationalsozialismus geographisch nie weit weg und für viele Menschen deutlich sichtbar,  damit auch erkennbar waren, und heute wieder sichtbar sind. Wenn die Schüler*innen sich mit Geschichtslehrer*innen der Gesamtschule - Oberpleis auf den Weg nach Hadamar zu einer Gedenkstätte machen, die sich mit dem bisher zu wenig beachteten Thema der Euthanasiemorde im Nationalsozialismus beschäftigt, müssen sie ein respektvolles Interesse mitbringen. Diese Gedenkstätte befindet sich in dem Klinikkomplex der Psychiatrischen Klinik von Hadamar.
Sie erfahren dort, wie Menschen mit Behinderungen, ob psychischer oder physischer Natur, im dritten Reich behandelt worden sind. Sie erkennen, dass dieser Ort das tödliche Ende einer schrecklichen Reise für Menschen mit Behinderung war. Es waren Ärzte aus Bonn, Ahrweiler und sonstigen uns bekannten Orten, die jeden Menschen aussortieren konnten, den sie als überflüssigen Ballast in der rassistisch, arisch geprägten Gesellschaft des Nationalsozialismus befanden und dann auf diese Reise schickten.

Wie schnell ein Mensch in die Kategorie der Überflüssigen und Lästigen geriet, und mit welchem Selbstverständnis ein Menschenleben danach beurteilt wurde, ob es nutzt oder belastet, das erfahren die Schüler*innen beim Lesen der Biographien, die sie neben vielen Zeitdokumenten und Exponaten  zu sehen bekommen.
Nach einer Fahrt zu diesem Ort ist allen vollkommen klar, dass der Faschismus für jeden Menschen stets eine Bedrohung darstellt, und nie weit weg ist, damals wie heute.

Ein „Nein“ zu allem was menschenverachtend auftritt, ist danach deutlich zu vernehmen. Es kommt nicht laut und schrill daher, aber deutlich und nachhaltig. Es ist das Pfund der sicheren Erkenntnis, das Jugendliche die das gesehen haben allen Mitgliedern der Gesellschaft anbieten können. Die damaligen Zeitzeugen waren eingeschüchtert, verängstigt und beschämt, die ewig Gestrigen verblendet, und noch viel zu lange in machtvollen Positionen, die Nachfolgegeneration belastet und auf der mühsamen Suche nach Information.

Die Generation der Jugendlichen von heute, kann ein Multiplikator sein und ihr Wissen  wahrheitsgemäß und verantwortungsbewusst weitergeben. Alle, die bis jetzt mitgefahren sind, tun dies.
Diese Gedenkstättenfahrt ist ein freiwilliges Angebot und wird einmal im Jahr durchgeführt.

Ellen Bollig

 

 

Gedenkstättenfahrt an die „Route de la Libération“

Seit nunmehr fast acht Jahrzenten haben wir das Glück, dass die Schüler*innen an deutschen Schulen ohne Krieg aufwachsen und leben können. Diesen inneren Frieden möchten wir heute auch mit denjenigen teilen, die aufgrund von Flucht und Vertreibung eine neue Heimat suchen.

Die unantastbare Würde des Menschen und das Bekenntnis zu den unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit unserer Welt ist die politische Basis. Das Grundgesetz gilt als der Rahmen, in dem wir leben, der uns Regeln gibt, um in Freiheit leben zu können.

Zu oft ist in der Vergangenheit Krieg geführt worden, der unzähligen Menschen das Leben gekostet hat. Millionen Opfer sind einem blinden Rassismus zum Opfer gefallen. Dies darf niemals vergessen werden. Genauso wenig dürfen die oftmals jungen Menschen in Vergessenheit geraten, die durch ihren persönlichen Einsatz und oftmals mit dem Verlust des eigenen Lebens die Grundlagen unserer heutigen Demokratie und des Wohlstandes in Deutschland erst geschaffen haben.

All den Opfern von Krieg, Unrecht und Verfolgung möchten wir im Rahmen unserer „Gedenkfahrten“ ein respektvolles und ehrendes Andenken geben, denn wir sind der festen Überzeugung, dass Frieden und Demokratie nur über eine faire Begegnung und über die – oft sehr schmerzliche - Konfrontation mit der eigenen Geschichte bewahrt werden kann.

Fachübergreifend mit den Fachschaften Englisch, Französisch und Geschichte besuchen wir ebenso Gedenkstätten an der sog. „Route de la Libération“ und erinnern an die hundertausenden von – meistens jungen – amerikanischen Soldatinnen und Soldaten, die zwischen Omaha Beach, den Ardennen und dem Hürtgenwald im 2. Weltkrieg ihr Leben für unsere heutige Freiheit gelassen haben. Hier sind sowohl der belgische „Cercle Royale Le Briscard“ als auch die „American Battle Monuments Commission“  unsere internationalen Ansprechpartner.

Für die Zukunft suchen wir die Kooperation mit einer US-amerikanischen Partnerschule, um unsere Gedenkfahrten auf eine globale Ebene zu bringen und damit einen Dialog auf internationaler Ebene zu fördern. Wir sind der festen Überzeugung, dass Demokratie, Freiheit und Menschwürde von unseren Schüler*innen in einem solchen Rahmen noch besser erlebt, gelebt und gestaltet werden können und Frieden, Völkerverständnis und Demokratie gefördert und gefestigt werden.

Dies ist das Credo, an dem wir unsere Gedenkfahrten ausrichten.